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YOUTH IN URBAN SPACE

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Inter­na­tio­na­les For­schungs­pro­jekt zur Jugend im Öffent­li­chen Raum

 

Der Öffent­li­che Raum ist ein wich­ti­ger Bestand­teil im Leben jun­ger Men­schen. Bereits in den Jah­ren vor der Covid-19 Pan­de­mie beob­ach­te­ten Jugendarbeiter:innen in Wien eine Ver­än­de­rung in der Nut­zung des Öffent­li­chen Raums. Der Ver­ein Wie­ner Jugend­zen­tren hat dar­auf­hin gemein­sam mit Part­nern aus Hel­sin­ki, Mai­land und Stutt­gart eine stra­te­gi­sche Part­ner­schaft ins Leben geru­fen: Youth in Urban Space (YUS). Das For­schungs­pro­jekt wur­de von der Donau Uni­ver­si­tät Krems wis­sen­schaft­lich beglei­tet, die Ergeb­nis­se wur­den am 23. Jän­ner im Rah­men einer inter­na­tio­na­len Kon­fe­renz in Wien präsentiert.

Wien: Deut­lich klei­ne­re Jugend­grup­pen im öffent­li­chen Raum

Aus den qua­li­ta­ti­ven und quan­ti­ta­ti­ven Erhe­bun­gen las­sen sich für Wien eini­ge inter­es­san­te Ent­wick­lun­gen able­sen. So wer­den die Jugend­li­chen im Öffent­li­chen Raum jün­ger, vor allem da die Mobi­li­tät der unter 14-Jäh­ri­­gen zunimmt. Ein gutes öffent­li­ches Ver­­kehr­s­­mi­t­­tel-Netz ist hier der ent­schei­den­de Fak­tor. Auch wenn Jugend­li­che grö­ße­re Krei­se zie­hen, das loka­le Wohn­um­feld bleibt der signi­fi­kan­te und wich­tigs­te Raum für jun­ge Menschen.

Tref­fen sich Jugend­li­che in Grup­pen, so sind die­se zwar nach wie vor männ­lich domi­niert, jedoch deut­lich klei­ner als frü­her. Das wirkt sich auch auf das Grup­pen­ver­hal­ten im öffent­li­chen Raum aus. Ver­än­de­run­gen in der Grup­pen­zu­sam­men­set­zung gibt es auch hin­sicht­lich der Diver­si­tät, wie Wer­ner Prinz­ja­ko­witsch, Pro­jekt­lei­ter und päd­ago­gi­scher Bereichs­lei­ter im Ver­ein Wie­ner Jugend­zen­tren, betont: „Es gibt in Wien nahe­zu kei­ne eth­nisch homo­ge­nen Jugend­grup­pen mehr. Diver­si­tät ist unter den Jugend­li­chen geleb­te Rea­li­tät geworden.“

Sozia­le Medi­en: Wich­ti­ger Fak­tor für Treff­punk­te und Aktivitäten

Die sozia­len Medi­en haben eine Schlüs­sel­funk­ti­on in der Kom­mu­ni­ka­ti­on zu Treff­punk­ten und Akti­vi­tä­ten. Aus den Daten geht aller­dings her­vor, dass die Nut­zung von digi­ta­len Medi­en nicht davon abhält sich drau­ßen auf­zu­hal­ten und sich mit Freund:innen zu tref­fen. Musik- und Video­strea­ming (68% bzw. 61%) sind zwar die meist­ge­nann­ten Akti­vi­tä­ten, die (fast) täg­lich aus­ge­übt wer­den, aller­dings unmit­tel­bar gefolgt vom Tref­fen mit Freund:innen (57%) und dem Auf­ent­halt drau­ßen (51%).

Kei­ne dezi­dier­ten „No-Go-Are­as“ in Wien

Die Jugend­li­chen selbst bewer­ten den Öffent­li­chen Raum als sehr posi­tiv und sicher. Es gibt für jede und jeden einen Platz, aber nicht jede und jeder will über­all gese­hen wer­den. Geht es nach ihnen gibt es in Wien kei­ne klar defi­nier­ten „No-Go-Are­as“, die Jugend­li­chen haben indi­vi­du­el­le Grün­de man­che Orte zu mei­den. Medi­al bekann­te Orte wer­den als Auf­ent­halts­ort manch­mal gemie­den. Weib­li­che Jugend­li­che sehen das ten­den­zi­ell etwas kri­ti­scher, sie ver­brin­gen auch mehr Zeit im Pri­va­ten und unter­lie­gen stren­ge­ren Regeln sei­tens der Fami­lie, wie aus den Daten hervorgeht.

„Gese­hen wer­den oder nicht gese­hen wer­den“ ist gene­rell eine der erwie­se­nen Ambi­va­len­zen: Der Öffent­li­che Raum ist Büh­ne für Selbst­prä­sen­ta­ti­on und Selbst­in­sze­nie­rung, es gibt aber auch Men­schen, denen Jugend­li­che nicht begeg­nen möch­te (Ver­wand­te, Bekann­te) – das gilt ins­be­son­de­re für Mäd­chen, die aus der „Über­wa­chung“ durch die Fami­lie ent­flie­hen wollen.

Inter­na­tio­na­le Erkennt­nis­se decken sich groß­teils mit Wien

Das Pro­jekt iden­ti­fi­zier­te meh­re­re städ­te­über­grei­fen­de Trends, die jedoch auf­grund der unter­schied­li­chen Struk­tu­ren der Städ­te in ver­schie­de­nen Grö­ßen­ord­nun­gen beob­ach­tet wur­den. So hat sich auch in den Part­ner­städ­ten bestä­tigt, dass die Jugend­li­chen im öffent­li­chen Raum jün­ger und die Grup­pen klei­ner werden.

All­ge­mein geht im inter­na­tio­na­len Ver­gleich klar her­vor, dass sich die Jugend­li­chen nach wie vor wesent­lich lie­ber per­sön­lich als online tref­fen. Wien – und mit Abschlä­gen Stutt­gart – ste­chen dabei klar her­aus, wenn es um die Bedeu­tung des Öffent­li­chen Raums geht. So gaben über 50% der Jugend­li­chen aus Wien an, sich in ihrer Frei­zeit häu­fig drau­ßen auf­zu­hal­ten (Stutt­gart 45%, Mai­land 19%, Hel­sin­ki 15%).
Das nahe Wohn­um­feld ist neben Wien auch in den ande­ren Städ­ten der wich­tigs­te Bereich für die Jugend­li­chen, für Bur­schen etwas mehr als für Mäd­chen. 45% aller Befrag­ten tref­fen sich (fast) immer in ihrem eige­nen Bezirk. Durch die bes­se­re Mobi­li­tät wer­den die Stadt­zen­tren wie­der öfter auf­ge­sucht, aller­dings punk­tu­ell und mit sich oft rasch ändern­den Lieb­lings­plät­zen. Die öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­tel sind hier der gro­ße Fak­tor. Rund 65% der Jugend­li­chen benut­zen die­se täglich.

Dis­kre­panz in der Wahr­neh­mung von Aus­wir­kun­gen der Pandemie

Eine bemer­kens­wer­te Dis­kre­panz gibt es in der Wahr­neh­mung zwi­schen den Jugend­li­chen und den Jugendarbeiter:innen in Wien, was die Aus­wir­kun­gen der Covid-19 Pan­de­mie betrifft. Wäh­rend sich die Jugend­li­chen selbst als eine der am meis­ten nega­tiv betrof­fe­nen Grup­pen wäh­rend der Pan­de­mie wahr­ge­nom­men haben, sehen sie nun kaum Fol­gen der Pan­de­mie für sich. Die Jugendarbeiter:innen sehen das in eini­gen Punk­ten anders, vor allem bezüg­lich des Nut­zungs­drucks im öffent­li­chen Raum, da vie­le ande­re Grup­pen die­sen wäh­rend der Pan­de­mie für sich ent­deckt haben.

Quan­ti­ta­ti­ves und qua­li­ta­ti­ves Forschungsprojekt

Das Pro­jekt „Youth in Urban Space“ begann im Febru­ar 2021 und endet mit März 2023. Im Zuge des Pro­jekts haben die ein­zel­nen Pro­jekt­part­ner an ihren Stand­or­ten Daten zur Bevöl­ke­rungs- sowie sozi­al­räum­li­cher Ent­wick­lung erho­ben. Es kam in wei­te­rer Fol­ge zu einem Per­so­nal­aus­tausch (Job Shadowing) unter den Orga­ni­sa­tio­nen. 24 Jugendarbeiter:innen ver­brach­ten je eine Woche bei einer Part­ner­or­ga­ni­sa­ti­on, um dort unter ande­rem einen qua­li­ta­ti­ven For­schungs­auf­trag zu erfül­len. Neben qua­li­ta­ti­ven Befra­gun­gen von Jugend­li­chen und Jugendarbeiter:innen wur­de auch quan­ti­ta­tiv mit Online-Fra­­ge­­bö­­gen gear­bei­tet. In Wien wur­den 174 Jugendarbeiter:innen und 692 Jugend­li­che befragt.

Das Pro­jekt wur­de als stra­te­gi­sche Part­ner­schaft im Rah­men von Eras­mus+ durch die Euro­päi­sche Uni­on gefördert.

Wei­te­re Daten und Infor­ma­tio­nen sind in der YUS-Bro­­schü­­re zu finden.

Ver­ein Wie­ner Jugendzentren

 

Quel­le: Youth in Urban Space | Ver­ein Wie­ner Jugendzentren

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